Do 07. Mär 2019

Weltfrauentag: We STILL want bread and roses too!

Ich weiß noch wie unser Volksschuldirektor versuchte, uns eine Eselsbrücke zu bauen, um das Zeichen für Männlichkeit nicht mit dem für Weiblichkeit zu verwechseln, er sagte: „ Das ist ganz einfach, merkt euch einfach, mit den Frauen ist es immer ein Kreuz!“ Zugegeben, es hat wahrlich als Eselsbrücke funktioniert und im Alter von 9 Jahren habe ich mir auch noch nichts dabei gedacht, aber der latente Sexismus, dessen ich mir heute bewusst bin, klingt auch 28 Jahre später noch in meinen Ohren nach.

Der Weltfrauentag ist ein Tag, an dem es viele Errungenschaften zu feiern gibt, nicht zuletzt das bereits seit 100 Jahren beständige Recht für Frauen, wählen zu gehen. Oder, wie viele wissen noch, dass Frauen erst nach der Familienrechtsreform 1975 – 1978 einen Beruf ergreifen durften, ohne dass ihr Ehemann den Arbeitsvertrag für sie unterschreiben musste?

Ja, es hat sich wohl viel getan, doch der Gleichberechtigung hinken wir immer noch hinterher. So war es 2018 der 4. Oktober in Oberösterreich, auf den der Equalpayday (EPD) gefallen ist. Der EPD ist jener Tag, an dem Frauen im Vergleich zu den Männern bis Jahresende nicht mehr für ihre Arbeit bezahlt werden. Das ergibt einen Einkommensunterschied von 24,2 % an Einkommen weniger für Frauen im Vergleich zu den Männern. (Quelle: ÖGB)
Frauen rutschen noch immer leichter ins Prekariat und eine Regierung, die dort kürzt, wo Frauenförderung ansetzt, gibt auch gezielt und durchaus bewusst eine Richtung vor, in die es für die Frauen wieder gehen soll.
Darum mag der hier gewählte Titel auf das Lied “Brot und Rosen” bezogen zwar altbacken scheinen, doch wohl treffender denn je! Wir sind in einer Zeit gelandet in der wir erkämpftes Recht verteidigen müssen!

Hierzu ein weiterer Schwank aus meiner „Schulzeit“, ich kann mich noch gut an einen alten Zausel von Soziologieprofessor an der JKU erinnern, der in einer der ersten Stunden von „Allgemeine Soziologie“ verkündete: „Die Teilzeitarbeit sei DAS BESTE was den Frauen je passieren konnte!“ Da habe ich mir zum Glück schon an den Kopf gegriffen, aber das Kopfschütteln nimmt dieser Tage kein Ende. Wenn die Regierung sparen will und in den Köpfen der Bevölkerung verankert, dass die Gürtel enger zu schnallen sind, dann waren und sind es immer wieder die Frauen, die dies als erstes zu spüren bekommen.

75% der Frauen machen die unbezahlte Care- und Haushaltsarbeit und wenn eine Arbeits- und Sozialministerin dazu lapidar meint: „Das ist in der Natur so festgelegt“ (Quelle: Die Presse, 2.3.19) dann muss ich mir leider mein Speibsackerl holen.
Ungefähr genauso erschreckend und befremdlich finde ich es, wenn man am Weltfrauentag dazu eingeladen wird, an einem Workshop teilzunehmen, um in High Heels gehen zu lernen: „Selbstbewusst und hoch hinaus!“ titelt man hier. Frauen sind offensichtlich sichtbarer, wenn die Hacken hoch sind, dies schreibe ich Ihnen hier mit einem Blick hinab auf meine ausgelatschten Chucks.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bewundere Frauen und auch meine Freundinnen die es beherrschen, in hohen Schuhen unbescholten durch den Tag zu kommen. Ich im Gegensatz sehe in hohe Schuhe gesteckt bei der Fortbewegung aus, als ob ich von meiner Arbeit beim „Ministry of Silly Walks“ komme.
Was mich massiv daran stört? Der 8. März wurde von unseren Vorreiterinnen nicht als ein Tag angedacht, an dem es in den Läden Prozente für Frauen gibt, damit wir billiger shoppen können – vielleicht die High-Heels, die wir uns nach dem Workshop als „Belohnung gönnen“.

Der 8. März ist als Aufschrei gedacht, ein Tag an dem wir uns dessen bewusst werden, was wir schon alles erreicht haben, was wir feiern können (und oh ja wir haben allen Grund zum Feiern!) . Ein Tag, an welchem wir drüber nachdenken, was wir noch alles erreichen müssen, was noch erkämpft gehört und was noch lange keine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft ist. Es ist ein Tag um Zeichen zu setzen, um laut zu sein; ein Tag, an dem wir mit unseren Forderungen auf die Straßen gehen und verkünden, dass wir den gleichen Teil vom Kuchen wollen und zwar Seite an Seite mit den Männern. (Tipp: Feminsmus und Krawall Demo: https://www.facebook.com/events/384354335728612/ )

Da ich die Ereignisse in letzter Zeit kaum selber ohne Sarkasmus wiedergeben kann, habe ich mich mit einer Frau getroffen, die sich angesichts der Zeit in der wir leben, den Sarkasmus – die Satire – auf den Leib geschrieben hat. Ich habe mich mit Präsidentin von eigenen Gnaden, Dominika Meindl getroffen und ihr einige Fragen zum Weltfrauentag gestellt: „Scheißt euch nicht an, es wird alles gut!“

Somit wünsche ich allen einen solidarischen und kämpferischen Weltfrauentag 2019!

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