Mi 12. Okt 2022

Ö1 und FM4: An Vielfalt darf nicht gespart werden

Als Mitglied des Verbands Freier Rundfunk Österreich (VFRÖ) stehen auch wir hinter den Kolleg*innen von Ö1 und FM4. Wie Ende September bekannt wurde, soll eine Reihe an Sendeformaten aufgrund von Sparmaßnahmen gestrichen oder eingeschränkt werden. Als Grund dafür wird die wirtschaftliche Lage genannt. Damit unterzieht sich ein öffentlich-rechtliches Medium marktwirtschaftlichen Zwängen, was auch der Schriftsteller*innen-Verband IG Autorinnen und Autoren kritisiert. In einem offenen Brief heißt es:

“Die geplanten Abschaffungen, die den Kernauftrag des ORF betreffen, haben nichts mit einer Programmreform zu tun, sie sind einzig und allein das Ergebnis einer nicht im Sinne des ORF-Gesetzes handelnden ORF- und Medienpolitik.”

Der Standard hat berichtet, dass von den Kürzungen bei Ö1 “weniger gehörte Sendungen und Randzonen” betroffen sein sollen. Konkret geht es aber um einzigartige Formate wie: Rudi – der rasende Radiohund, Kunstradio – Radiokunst, Zeit-Ton, und Moment – Leben heute am Sonntag.

FM4 hat bereits sein Tagesprogramm umgestellt, von der Schaffung eines “jungen Ö3” war u.a. die Rede.

Gerade die Wahrung einer journalistischen, musikalischen und kulturellen Vielfalt ist eine öffentlich-rechtliche Kernaufgabe. Das beinhaltet auch ein Angebot abseits des Mainstreams. Auch wenn Freie Medien diesen Anspruch erfüllen, ist es nicht alleine ihre Aufgabe, sondern eine generelle mediale Verantwortung.

 

Wir schließen uns daher dem Statement des VFRÖ an. Hier im vollen Wortlaut:

DER VERBAND FREIER RUNDFUNK STEHT HINTER DEN MITARBEITER_INNEN VON Ö1 UND FM4

05.10.2022

Der Verband Freier Rundfunk Österreich steht mit seinen Sendern – von Vorarlberg bis Wien, von Klagenfurt bis Freistadt – hinter den Mitarbeiter_innen von Ö1 und FM4. Wir sehen sowohl eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen (Überstundensperre bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung) als auch des Programms, insbesondere in der völligen Entfernung sämtlicher Radio-Kinderformate und der experimentellen Radiokunst auf Ö1, mit großer Sorge entgegen. Diese drohenden Maßnahmen, die offenbar einer rein kommerziellen Marktlogik folgen, stehen dem öffentlich-rechtlichen Kernauftrag des ORFs mit der Vermittlung eines vielfältigen kulturellen Angebots und der Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft bei angemessener Berücksichtigung aller Altersgruppen völlig entgegen. Wir fordern die Verantwortlichen des ORF daher auf, die Vermittlung von Kunst, Kultur und Bildung im Rahmen von Ö1 und FM4 in ihren Plänen zur Umstrukturierung sicherzustellen sowie mit einem klaren Statement dem leichtfüßigen Abbau der journalistischen Vielfalt und damit einhergehenden Schwächung gegenüber autoritären Tendenzen einmal mehr entgegenzutreten.

Wir unterstützen den Offenen Brief von Kulturakteur_innen an ORF- und Medienverantwortliche:

Streichorgie bei Ö1, Radikalumbau bei FM4, Halbierung von orf.at
Wir lassen die Zerstörung des ORF nicht zu

Der öffentlich-rechtliche Auftrag des ORF wird soeben vor aller Augen entsorgt. FM4 wird kommerzialisiert, die blauen Seiten von orf.at werden halbiert, Ö1 wird zusammengestrichen*, Kulturkooperationen werden abgebaut.

Die großen Verlierer des ORF-Radikalumbaus sind die Popkultur abseits des Mainstreams und die zeitgenössische Musik, Literatur, Kindersendungen, die Information und Hintergrundinformation sowie sämtliche  Bereiche der Kunst, Kultur und Bildung. Die Zentralisierung des ORF auf dem Küniglberg hat vor allem eines bewirkt, den Rückzug des ORF aus seinen öffentlich-rechtlichen Aufgaben.

Wir fordern die Verantwortlichen im ORF und alle seine Organe sowie die Zuständigen in der Regierung und in den Parlamentsparteien zur umgehenden Zurücknahme und Gegensteuerung aller Pläne auf, die sich gegen Kunst, Kultur, Bildung, Information und nicht-kommerzielle Interessen richten. Wir erwarten uns darüber hinaus von der Regierung, hier und jetzt ihrem im Regierungsprogramm selbstgestellten Anspruch nachzukommen, und zwar in den folgenden Punkten:

„1. Öffentlich-rechtlichen Auftrag im Bereich Kunst und Kultur stärken und klares Profil für ORF III als Kultur- und Kunstsender sowie für Ö1 und FM4 im Bereich des Radios,
2. Abbilden der österreichischen Pop- und Jazzszene im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“ (Regierungsprogramm 2020 – 2024: „Aus Verantwortung für Österreich“)
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* Abgeschafft bei Ö1 werden sollen: „Kunstradio ­–­ Radiokunst“, „Zeit-Ton“, „Rudi – der rasende Radiohund“, „Moment – Leben heute am Sonntag“, „Jazznacht“, „Passagen“, „Kinderuni“, „Heimspiel“, „Philosophie am Freitag“ und Beteiligungen von Ö1 an Kultur-Events

 

 

 

 

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