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zuagroast

Im Oktober wurde Radio FRO mit dem Linzer Stadt der Kulturen Preis ausgezeichnet. Ein wesentlicher Grund für diese Würdigung war das interkulturelle Projekt „zuagroast“ das die Gruppe MEDEA diesen Herbst in Kooperation mit FRO durchführt.

<>„Zuagroast bist schnö amoi“, umreißt Anna Fiala, die gemeinsam mit Andrea Reisinger den Verein MEDEA betreibt, die breiten Zugangsmöglichkeiten und den breiten Adressatenkries dieses Projektes. Jugendliche im Alter zwischen 13 und 26 versuchen sich seit September im Umgang mit unterschiedlichen Medien ihren Lebenssituation und ihrem Lebensgefühlen Ausdruck zu verleihen. Den Anfang machte ein zweitätiger Radioworkshop mit den beiden MEDEA-Betreiberinnen und Ingo Fuhrich (FRO). In weiterer Folge kamen aber auch Video, Photographie, Hip-Hop Workshops, Graffiti und der Umgang mit Computer und Internet zum Einsatz.

<>Etwa 30 in- und ausländische Jugendliche wurden bisher in diese vielfältige Arbeit einbezogen. Wobei vor allem das dynamische Konzept der beiden MEDEA-Frauen ins Auge sticht. „Sich selbst zu vertreten, dem eigenem Fühlen und Denken Ausdruck zu verleihen,“ meint Andrea Reisinger „da sind die Jugendlichen die ExpertInnen. Unsere Aufgabe ist es lediglich ihnen den Zugang zu den Werkzeugen zu ermöglichen.“ Das diese Unterstützung oft in blankes Chaosmanagement ausartet verschweigt sie mit einem Lächeln. Dieses „flexible Konzept“, in dem nichts starr vorgeschreiben ist oder erwartet wird, ermöglicht es auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Einzelnen zu reagieren. Ausserdem gewährleistet es das größtmögliche Maß an Selbstorganisation. So wurde die Gestaltung der Web-page bald gänzlich von den Jugendlichen selbst in die Hand genommen und die Ausweitung des vorhandenen Angebote von diesen betrieben. Auch die Trennung Lehrende und Lernende löste sich bald auf und wich einem bunten Neben- und Miteinander.

<>Mitte Dezember werden bei einem großen Fest einige Ergebnisse der bisherigen Arbeit präsentiert. Damit wird das Projekt auch seinen Abschluß finden. In welcher Form Weitergearbeitet werden kann ist noch nicht gänzlich geklärt. Es bedürfte eines Raumes und der Finanzierung einer Halbtagskraft um die Aktivitäten auf dem derzeit erreichten Niveau halten zu können. Kreativität, Einsatzbereitschaft, Begeisterung und nicht zuletzt die technische Ausstattung sind vorhanden und warten auf ihre Weiternutzung. Auch Radio FRO hat seine weitere Unterstützung und Sendezeit bereits zugesagt.

 

“Ein Multimediaprojekt, das von Mustern wegführen will”

die ProjektleiterInnen von “zuagroast” im Interview

 

verstärker: Im nachhinein betrachtet, was waren die größten Schwierigkeiten bei der Durchführung dieses Projektes?

Andrea: Anfänglich wollten wir unsere Arbeit eigentlich auf kontinuierliche Treffen aufbauen. Das hat sich aber als nicht passend erwiesen, weshalb wir dann auch davon abgegangen sind. Auch die  Form herkömmlicher Workshops  stellte sich als unpassend heraus. Auf Grund von Sprach- und Verständnisproblemen war diese Großgruppensituation nicht fruchtbar. Es zeigte sich, daß es sinnvoller ist sofort loszuziehen, Aufzunehmen, zu Photographieren usw. damit jedeR gleich aktiv ihre/seine Einstieg finden kann.
Eine große Herausforderung waren auch die unterschiedlichen Kommunikationsgewohnheiten dieser vielen verschiedenen Kulturkreise. So empfinden es z.B. AfrikanerInnen als unhöflich, Kritik zu äußern bzw. nein zu sagen . Es war teilweise ganz schön schwierig herauszubekommen was sie eigentlich wollten. Da mußten wir sehr auf die eigene Wahrnehmung setzen, auf das was wir durch Beobachtung erkennen konnten.

verstärker: Das gesellschaftliche Bild der MigrantInnen und vor allem der migrierten Jugendlichen hat sich in letzter Zeit stark gewandelt. Die Gleichung Migrantin = Ungebildet = Unterdrückt ist heute nicht mehr haltbar. Immer stärker treten auch gebildete und hochqualifizierte MigrantInnen in die Öffentlichkeit.

Anna: Deshalb heißt das ganze Projekt auch “zuagroast”. Es war von vornherein als ein Multimediaprojekt für junge MigrantInnen geplant, das genau von diesen Mustern wegführen will. Nicht der voyeuristische Blick auf vermeintliches Leid sollte befriedigt werden, sondern den Jugendlichen eine klarer vernehmliche Stimme  verliehen werden. Für das was sie sind, was sie machen, was sie interessiert und was sie nicht interessiert. Denn jeder Jugendliche hat wohl Probleme mit Fremdheiten und zuagroast bist schnö amoi.
Andrea: Wir wollten die Jugendlichen dazu anregen, selbst aktiv zu werden.

verstärker: Wie wird es weitergehen. Gibt es schon Folgeprojekte?

Andrea: Es gibt die Idee als Gemeinschaftsprojekt mehrerer MigrantInnenorganisationen eine Art kleines Medienlabor einzurichten in das das vorhandene Equipment einfließen könnte. Diese Idee werden wir auf jeden Fall weiterverfolgen. So überlegen wir auch  eine Einreichung beim KUPF-Innovationstopf für MigrantInnenkultur.

Zuletzt geändert am 01.12.00, 00:00 Uhr

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