Bücherregal privat
Neues aus der Leipziger Buchmesse 2021

Spitzenreiterinnen

Jovana Reisinger im Gespräch mit Daniela Fürst

„Lisa kann keine Kinder bekommen, wird verlassen, rastet aus. Laura fiebert ihrer Hochzeit entgegen, dem Höhepunkt jedes weiblichen Lebens. Barbara ist verloren, seit sie Witwe geworden ist, ein kleiner Hund hilft. Verena erbt eine Luxusvilla mit Seeblick, sie steigt auf. Jolie wird entlassen und schwanger. Petra findet die Liebe und zieht um. Tina hat große Angst und trifft eine Entscheidung. In ihrem zweiten Roman feiert Jovana Reisingers die Frauen, die sie nach Frauenzeitschriften benennt. Sie zeigt auf, welchen Rollenzwängen und welcher Gewalt Frauen in unserer Gesellschaft unterworfen sind. Und es werden Tipps, Tricks und Geschlechterstereotype verhandelt. Es ist ein Text über weibliche Wut und Ausdauer mit teils bösem Humor, der jedoch nie seine Protagonistinnen verurteilt.“ (Quelle: Verbrecher Verlag)

Die Autorin, Künstlerin und Filmemacherin erzählt warum ihr Buch nur eine Momentaufnahme sein kann, eine Bestandsanalyse über Frauen in unserer Gesellschaft. Die neun Schicksale, die wir darin kennenlernen, zeigen längst nicht erschöpfend alle Facetten von Sexismus und struktureller Gewalt an Frauen auf. Und trotzdem braucht die Autorin keinen Opferpathos. Sie überzeichnet zwar manchmal und schont ihre Protagonistinnen auch nicht, nie fehlt es aber an ehrlicher Empathie und ein bisschen schwarzem Humor.

Jovana Reisinger im Gespräch mit Daniela Fürst. „Spitzenreiterinnen“ ist im Verbrecher Verlag erschienen.

Sendung zum Nachhören

***

Der Autor und „Sprachinstallateur“ Markus Köhle im Gespräch mit Christian Berger (literadio). Eine Medienbiografie der poetischen Art.

Raus aus dem Gegenwartsmatsch und rauf aufs Gedankensprungbrett! Wenn der Slam-Poet und Assoziationsvirtuose Markus Köhle dazu ansetzt, die vielfältigen literarischen Quellen seiner Schreibarbeit vorzuführen, dann kommt viel mehr dabei heraus, als nur ein persönlicher Abstecher in die Literaturgeschichte: In 27 Kurztexten wird quer durch die Genres den eigenen poetischen Idolen auf den Zahn gefühlt, werden Vorbilder geplündert, Respektlosigkeiten ausgekostet und der dichterische Mut der Vergangenheit tollkühn in die Literatur der aktuellen Zukunft überführt.

Ergibt das eine Autofiktion in Leseexperimenten, eine Bestandsaufnahme noch gewitternder Geistesblitze oder den produktivsten Raubüberfall auf den Kanon? In jedem Fall wird hier eine unverwechselbare Stimme der österreichischen Gegenwartsliteratur auf ihre vielfältigen Einflüsse hin lesbar, von Herbeck über Bernhard, Gerstl, Okopenko, Mayröcker, Jonke, Radax, Rühm und Jandl bis zu Pataki, Ujvary, Priessnitz und Kräftner.

In Briefen und poetischen Antwortschreiben, in Nachdichtungen und Fortführungen, in Formvariationen und konkreter Listenpoesie bringt Markus Köhle zum Klingen, was nicht nur für ihn wichtig war, sondern auch für die Gegenwart brauchbar ist. Der Schaulauf dieser Nabelschau will nicht nur die Textquellen ins (ge)rechte Licht rücken, sondern vorführen, wie die Literatur der vergangenen fünf Jahrzehnte sich beständig zu aktuell brennenden Fragen äußert – so man sie zu Wort kommen lässt. (Verlagstext Sonderzahl)

Sendung zum Nachhören

 

Zuletzt geändert am 07.06.21, 15:03 Uhr

Gesendet am Di 08. Jun 2021 / 12 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Kommentare werden von der Redaktion moderiert. Es kann daher etwas dauern, bis dein Kommentar hier erscheint. Wir behalten uns vor, diskriminierende oder diffamierende Kommentare, sowie solche, die straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, zu entfernen.