Ich mag Radio.

Schon als Kind war dieses Medium für mich mehr als nur Geräuschkulisse, Hintergrund und Berieselung, und das hat sich seitdem nicht mehr geändert... Von Thomas Leonhartsberger

Es sind jedoch beileibe nicht nur Musiksendungen, die ich gerne höre, sondern ich schätze auch solche mit gesprochenem Wort, wie Nachrichten, Journale, Features zu Themen, die mich interessieren oder zu interessieren vermögen, Reiseberichte und Hörspiele überaus, wobei ich mich vermutlich im Laufe der Jahre zu einem etwas kritischen Hörer entwickelt habe. Meine Schwärmerei für die letzt genannte Gattung liegt wahrscheinlich darin begründet, dass ich Produktionen von selbigen ebenfalls bereits seit meiner Kindheit in Schallplatten- und Kassettenform, sowie durchs Radio verschlungen habe und das immer noch tue.

Vor einigen Jahren, als ich, nachdem mein neues Autoradio eingebaut war, die Sendersuche aktivierte, stand da plötzlich “FRO” am Anzeigefeld, und weil gerade ein gesellschaftspolitischer Beitrag über Frauen gesendet wurde, dachte
ich, es handle sich hierbei um das “Frauenradio Oberösterreich”. Eines besseren belehrte mich kurze Zeit später ein Cousin, indem er mir erzählte, dass er gemeinsam mit einem Bekannten eine Musiksendung im “Freien Radio Oberösterreich” gestaltet habe und dass das jeder tun könne. Ich gebe dem Sender seither als Hörer zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten eine Chance und erwischte dabei immer wieder Sendungen, die mich ansprechen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang beispielsweise an die Übertragung einer Lesung, in der es um die ebenso fesselnde wie traurige Geschichte der Kellnerin in einem heruntergekommenen Lokal ging, die mir eines Nachmittags das Stehen im Stau auf dem Weg zur Arbeit zu einem Erlebnis mache. Wiederum etwas später erfuhr ich von meiner Schwester, die damals noch zur Schule ging, dass Schulkollegen von ihr ebenfalls eine Sendung produzieren. Schließlich beabsichtigten das auch zwei meiner Freunde, und daraus sollten erstmals direkte Kontakte meinerseits mit diesem Medium resultieren, denn ich traf die beiden schon in der Vorbereitungszeit auf ihre erste Ausgabe häufig, war dabei, als sie ihre Sendekennung bastelten, hörte ihre erste Sendung und fast alle der folgenden.
Einmal, als technische Probleme aufgetreten waren, rief mich einer von ihnen an und fragte mich, ob man sie denn im Radio auch hören könne, ein anderes Mal holte ich sie nach getaner “Arbeit” von der Stadtwerkstatt ab, und schließlich durfte ich selbst einmal Gast im Studio sein und kurz darauf als Vertretung für einen der Moderatoren, der krank geworden war, einspringen. Leider beendeten die beiden ihr diesbezügliches Schaffen kurz darauf, was ich immer noch einigermaßen schade finde.

In mir war aber in der Zwischenzeit eine Idee gereift, und ich streifte des Öfteren in der Stadtwerkstatt herum, besorgte mir Informationsmaterial und erkundigte mich bei der Programmkoordinatorin nach den Bedingungen, um als Sendungsmacher tätig werden zu können.

Ich absolvierte damals außerdem einen Sprachkurs, und zum Wochenende pflegte ich meine Hausübungen genau zu einer Zeit zu machen, in der eine Sendung im FRO in ebendieser Sprache lief, mit der ich mich gerade beschäftigte, was allwöchentlich für eine denkwürdige Stimmung sorgte.

Na ja, und dann erfuhr ich, dass wieder einmal ein Radioseminar anberaumt war, meldete mich dafür an und besuchte es natürlich auch. Die anderen TeilnehmerInnen hatten ihre Sendungen bereits fertig geplant und zum Teil sogar schon ihre Sendezeit zugewiesen bekommen, auf mich traf das jedoch alles noch nicht zu, weshalb ich mich ein bisschen leid sah, außerdem sollten wir im Rahmen der abschließenden Radiostunde unsere Sendungen präsentieren, weshalb ich mir eben in der Eile auch ein Konzept zurechtlegte, das einfach darin bestand, die Ideen, die so in meinem Kopf herumschwirrten, zu konkretisieren und zu verdichten.

Zwei weitere meiner Freizeitbeschäftigungen sind nämlich Reisen und Schreiben, und Ende der Neunzigerjahre hatte ich damit begonnen, im Anschluss an meine Urlaube Reiseberichte zu verfassen, die ich dann unter interessierten Freunden und Bekannten verteilte. Im Laufe der Jahre gerieten diese immer umfangreicher. Daneben versuche ich mich außerdem gelegentlich an anderen literarischen Gattungen. Diese Texte könnten doch die Basis für Radiosendungen darstellen.

Deshalb entstand der Titel “Radioreisen – Magazin für Reisen, Musik und Texte”. Er sagt einerseits einigermaßen präzise aus, worum es geht, lässt mir andererseits aber auch einen gewissen Spielraum für Neues und Experimente.

Im Anschluss an das Seminar füllte auch ich einen Antrag auf Sendezeit aus, und einige Monate später, im Sommer 2oo5, wurde dieser positiv beantwortet.

So also wurden die “Radioreisen” geboren.

Eine Kennmelodie war schnell gefunden, denn ich hatte für den Kurzfilm eines Bekannten die Musik gemacht, was wieder so eine Freizeitbeschäftigung darstellt, die allerdings schon seit geraumer Zeit ruht, wobei jedoch der Film im Gegensatz zur Musik bislang noch nicht fertig ist. Wenigstens hatte ich nun für meinen Teil des Ganzen eine sinnvolle Verwendung gefunden.

Da die “Radioreisen” immer Freitag nachmittags ausgestrahlt werden und ich währenddessen in der Arbeit bin, produziere ich die Beiträge immer vor, was aber ohnehin dem Charakter der Sendung entspricht, die in ihrer derzeitigen Form “live” wohl nicht sinnvoll wäre. Aus Zeit- und Bequemlichkeitsgründen, und weil ich ständig auf den Inhalt meines Tonträgerregals zurückgreife, um einzelne Passagen musikalisch anzureichern, bastle ich die Sendungen immer zu Hause. Anfangs sprach ich in ein, in der Hand gehaltenes, Mikrophon, das direkt in meinen alten Rechner mündete, mittlerweile verwende ich ein Studiomikrophon samt Ständer, einen Vorverstärker, eine Audioschnittstelle und einen zeitgemäßen Rechner, kurzum, die Ergebnisse sind inzwischen, wie ich hoffe, vertretbar.

Ich gebe selbige übrigens schon länger nicht mehr, wie früher, auf CD im Studio ab, sondern lade sie ins CBA. Das hat, abgesehen von der Zeitersparnis, auch noch andere Vorteile, denn so erreiche ich beispielsweise auch HörerInnen, die eine Sendung verpasst haben, sich außerhalb des Sendegebietes befinden oder zufällig, etwa über die CBA-Startseite, auf die kurzen Inhaltsangaben stoßen, außerdem habe ich so die Möglichkeit zu kontrollieren, wie viele Menschen sich für die Sendung auf elektronischem Weg interessieren. Diese gelegentlichen Kontrollen sind immer wieder mit großer Freude verbunden, zum Beispiel, wenn ich feststelle, dass auch andere Radiostationen Sendungen von mir ausstrahlen oder mir HörerInnen kurze Nachrichten hinterlassen.

Abschließend möchte ich noch festhalten, dass mir das Radiomachen zu einer Lieb gewonnenen Freizeitbeschäftigung geworden ist, und dazu tragen natürlich nicht zuletzt, wie auch immer geartete, wenngleich netterweise bislang überwiegend positive, HörerInnenreaktionen bei.

Thomas Leonhartsberger

Radioreisen

Zuletzt geändert am 06.07.08, 00:00 Uhr

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