Dialekt-Pionierin Marianne Mendt ist 80
Bereits als Kind hegte Marianne Mendt den Wunsch, Sängerin zu werden. Als sie schließlich 1970 mit ihrem Hit „Wie a Glock´n“ die Dialekt-Welle einläutet, geht ihr Traum in Erfüllung.
Die Sängerin und Schauspielerin Marianne Mendt feiert ihren 80er (29. September) mit einer Jubiläums-Tournee, neuem Album und Fernsehfilm. Im Laufe ihrer Karriere ist „die Mendt“ in zahlreichen Theaterstücken und Musicals besetzt worden und war Gast in den großen „Samstagabend-Shows“ der 1970er und 1980er Jahre. Schließlich erreicht sie mit ihrer Verkörperung der Gitti Schimek in der ORF-Serie „Kaisermühlenblues“ Kultstatus.
Aktuell ist Marianne Mendt auf Jubiläumstournee. Am 10. Oktober 2025 gastiert der Publikumsliebling im Stadttheater Gmunden, am 01. November 2025 mit Bigband & Gästen (5/8 in Ehrn, Conchita, Ina Regen, Katharina Strasser, Viktor Gernot) im Wiener Konzerthaus, am 14. November 2025 im Linzer Posthof und am 28. November 2025 im Orpheum Graz.
Im Interview spricht die Jubilarin über ihre Rolle als Dialekt-Pionierin, ihr neues Album „I wish you love“, ihren Aufstieg zur Legende und ihr Lampenfieber, das sie noch immer plagt.
Peter Pohn: Frau Mendt, am 29. September feiern Sie Ihren 80. Geburtstag, wie geht es Ihnen dabei?
Marianne Mendt: Naja, auf einmal ist man 80, weiß nicht wo die Zeit geblieben ist und denkt, von jemand anderem zu sprechen. Dabei bin ich die bald 80jährige Person, furchtbar.
Mit dem Album „I wish you love“ haben Sie sich zum Geburtstag selbst ein besonderes Geschenk gemacht. Wiegt diese Produktion die Trauer, um die vergangene Lebenszeit auf?
Naja, ich habe das Album mit großem Orchester produziert, was mich zumindest sehr stolz macht. Darauf zu hören sind sieben Jazz-Standards, Balladen, die mich bereits seit meiner Jugend begleiten. Ich habe mir gedacht, es würde sich anbieten, drei Duette, jeweils eins mit Victor Gernot, Ina Regen und Conchita Wurst, zu singen. Mit allen dreien verbindet mich eine besondere Liebe zu Jazz und Swing-Musik, daher habe ich sie gefragt. Ich habe die Produktion auch selbst finanziert. Die CD wird die Produktionskosten kaum einspielen können, aber egal. Andere kaufen sich ein teures Auto, ich mache ein Album.
Ihr neues Album ist also ein außergewöhnlich aufwendiges Werk geworden. Wie viele Kompromisse mussten Sie dabei eingehen?
Ich bin überhaupt nicht kompromissbereit, ich habe ja keine Zeit mehr. Mein alter Spruch, den ich mir bereits vor zehn Jahren zurechtgelegt habe, lautet: „Im Jazz kannst du alt und hässlich sein, du musst allerdings gut sein.“ Ich bin noch lange nicht dort, wo ich hingehöre. Aber ich arbeite daran. Das Feeling habe ich ja, es darf mich nur nicht die Stimme verlassen. Ich mache also weiter.
Im Zuge Ihrer Jubiläumstour präsentieren Sie die neu aufgenommenen Lieder, darunter „What A Wonderful World“ von Louis Armstrong oder „Smile“, eine Komposition von Charlie Chaplin. Sind Sie vor Konzerten noch aufgeregt?
Ich habe das Gefühl, dass mein Lampenfieber im Alter größer wird. Manchmal ist es, je nach Tagesverfassung, sogar äußerst furchtbar. Dann muss ich mich wirklich ordentlich zusammenreißen, um eine gute Show abzuliefern. Im Laufe des Abends vergesse ich dann aber meine Ängste, Gott sei Dank. Es ist mir auf der Bühne noch nie etwas passiert, aber ich weiß es ja vorher nicht.
Passiert ist allerdings viel, als Sie 1945 das Licht der Welt erblickten. Im selben Jahr ist bekanntlich nach dem zweiten Weltkrieg die zweite Republik ausgerufen worden. Wann beginnen Ihre ersten Kindheitserinnerungen?
Das kann ich nicht sagen. Aber ich weiß schon noch, dass wir über Trümmer gestiegen sind, ja und dreckig waren wir Kinder immer. Wir haben eben viel auf der Straße gespielt und die waren natürlich voll mit Ruinen. Wahrscheinlich befanden sich dort auch Mienen, aber das haben wir natürlich nicht gewusst.
Hatten Sie eine schöne Kindheit?
Ja, besonders gerne erinnere ich mich an den Wurlitzer in einem Gasthaus, das ich mit meiner Familie an Sonntagen besuchte. Damals hat ein Liedwunsch einen Schilling gekostet. Vater hat mir immer fünf Schilling gegeben. Ich habe mir Jerry Lee Lewis, Fats Domino, wahrscheinlich auch Elvis gewünscht. In der Volksschule spielte ich dann viel Theater und habe im Wiener Kinderchor gesungen, bis ich dann schließlich meine Ausbildung im Konservatorium der Stadt Wien begonnen habe. Nun werde ich erste Ehrensenatorin der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, es schließt sich also der Kreis.
Kommen wir zu Ihrem Durchbruch, dem Single-Hit „Wie a Glock´n“. Wie erklären Sie sich die anhaltende Popularität dieses Liedes?
Kabarettist Gerhard Bronner hatte die Idee, Dialekt mit populärer Jazz- und Swingmusik zu verbinden. Wir waren damit die ersten im deutschsprachigen Raum. Besonders gut angekommen sind wir in Norddeutschland. Die Hamburger haben gesagt, „Wir verstehen zwar kein Wort, aber Du singst niedlich“. Und in Zürich haben mich Fotografen für Reportagen auf Kirchtürme gelockt. Ich glaube, es gibt dort kaum eine Kirche, auf deren Glockenturm ich nicht oben war.
Schließlich ebnete Ihnen der Erfolg mit der „Glock´n“ den Weg in die großen Samstagabend-Shows. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Es wurde damals viel Geld investiert. Da haben die Kostüme manchmal mehr gekostet, als die Künstler Gage bekommen haben. Ich war immer sehr glücklich, dass ich da dabei sein durfte. Peter Frankenfeld liebte ich für seinen Humor, Peter Alexander hatte eine enorme Präzision und meine spätere Freundin Caterina Valente war ungeheuer musikalisch.
In den 1990er Jahren gelang ihnen dann als Schauspielerin im „Kaisermühlenblues“ der große Wurf. Wie war die Zusammenarbeit mit Autor Ernst Hinterberger, der ja bereits mit dem „Mundl“ große Erfolge hatte?
Ich bin mit dem Ernst Hinterberger oft zusammengesessen und er hat dann meine Rolle, die „Gitti Schimek“ immer besser auf meine Persönlichkeit abgestimmt. Die „Gitti“ galt ja als Hinterbergers Wunsch-Ehefrau. Und wie der Polizist „Trautmann“, also Gittis Film-Ehemann, wollte der Ernstl selber auch sein.
Im Spätherbst 2025 sind Sie im Fernsehfilm „Bis auf weiteres unsterblich“ von Uli Brée zu sehen. Worum geht´s dabei?
Aufgerollt wird die Geschichte des Austropops. In der Hauptrolle wird Katharina Strasser zu sehen sein. Es sind auch Seiler und Speer dabei, ebenso Ina Regen. Ich spiele mich selbst und bilde mit meiner Rolle als Mentorin für junge Musikerinnen und Musiker den roten Faden. Mehr darf ich aber noch nicht verraten. Ich habe den Film selber auch noch nicht gesehen, bin also neugierig, was das für ein Werk geworden ist.
Zuletzt geändert am 23.09.25, 11:10 Uhr