Stefans 1 Verschneiter Sattel im Hochgebirge
Reise! Reise!

Stefan über alle Berge, RR57, WH55

Für eine olympische Medaille geht es sich nicht mehr aus. Stefan begeht würdevoll seine Lebensmitte – und geht 5 Monate lang die 4200 km des Pacific Crest Trail. Er kommt mit reicher Ernte heim:
Leichtigkeit.
Klarheit, was wichtig ist, etwa die Beziehung zu Familie und Frau.
Urvertrauen nachgeschärft.
Menschenfreundlichkeit wiedergewonnen.

„Free Bird’s Song“, „Freier Vogel“ hat Bernhard Hartl diese Klavier-Improvisation genannt. Er hat es seinem Schwager Stefan gewidmet, nachdem dieser auf der Weitwanderung von Weggefährten eben diesen Namen bekommen hatte. Stefan Weinberger ist in der heutigen Folge der Sendereihe Reise Reise zu Gast.  Das Musikstück habe ihn begleitet bei der Erfüllung eines Jugendwunsches, sagt er: den Pacific Crest Trail zu gehen. Ich denke, es ist so was wie eine Lebensmitte-Reise daraus geworden. Die Reise hat Stefan sich selbst geschenkt. Er hat erlebt, wie er mit 5 oder 6 kg Hab und Gut, gut lebt. Er hat wahrgenommen, wie sich die Werteskala bewegt. Auf der Reise sei sein Körper um 20 kg leichter geworden, wird er gleich noch berichten. So manches, was zuvor Gewicht hatte, sei in den 5 Monaten der Einsamkeit unwichtig geworden. „Levity“ – auf Deutsch „Leichtigkeit“ oder auch „Leichtfertigkeit“ – ist das zweite Klavierstück gewesen, das ihm sein Schwager zugeeignet hat.

Stefan Weinberger aus Ottensheim hat seine Lebensmitte würdig begangen – 4300 km – im Westen der USA, von der mexikanischen Grenze im Süden bis in den Staat Washington. Er hat uns erzählt, mit wie wenig Besitz er unterwegs gut leben konnte, auf seiner Wanderung über die Sierra Nevada. „Free Bird“ haben Mitwanderer ihn genannt. Sie hatten ihm zugeschaut, wie er, angesichts der Wüste in aller Weite, Tiefe und Ferne in offensichtlich in außergewöhnlichem Hochgefühl seine Arme, einem Adler gleich, ausgebreitet hat. Wie er zwei Tage später dann, für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich frei der Körperpflege nachging, sie ihn also beim reinigenden Nacktbad entdeckt haben, war sein Name da: „freier Vogel“.

Der Weg führt auf 4200 Höhenmeter, von einem Nationalpark zum anderen, vorbei an Schwarzbären und Klapperschlangen. Er geht viel ganz alleine. Und genießt es. Schwierigere Wegstrecken macht er gemeinsam mit anderen Weitwanderern.

Seine Ernte:

  • Leichtigkeit.
  • Klarheit in der Einschätzung, was wichtig ist und was unwichtig.Familie ist wichtig, die Beziehung zur Ehefrau ist wichtig – was er zwar vorher auch wusste, nun aber offenbar neu erfahren hat.
  • Bewusstwerden von Themen, die tief in der Seele liegen.
  • Trail provides steht auch für Live provides: Das Leben stellt alles zur Verfügung, was es braucht.
  • Urvertrauen nachgeschärft.
  • Menschenfreundlichkeit wiedergewonnen.

In der Sendereihe Reise Reise, versuche ich, andere Menschen zu infizieren mit der Freude, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Etwa sich zu bewegen, sich auf die eigenen Beine zu machen, wenn sanfte Impulse spürbar werden, noch ehe du mit dem Rücken zur Wand stehst und andere über dich entscheiden. Lebenskrisen sind Chancen, neue Räume zu gewinnen.

Zuletzt geändert am 11.02.19, 20:30 Uhr

Verfasst von Volkmar Baurecker

Geboren 1940 in Puchenau, OÖ. Lehre zum Elektromechaniker bei einem Linzer Industriebetrieb. HTL-Elektrotechnik abgeschlossen 1966. Konstrukteur und Projektant für haustechnische Anlagen. Ab 1980 selbständiger Kaufmann in Linz, mit Naturprodukten zum Bauen und Wohnen, sowie Spinn- und Webgeräten. Seit Pensionierung 2003 wohnhaft in St. Gotthard im Mühlkreis, OÖ.

Seit etwa 1970 in Umwelt- und Naturschutz tätig, insbesondere Abwehr von Atomkraft. Freizeit-Segler seit den 90er-Jahren. Längerwährende Weltreise, vorwiegend auf Segelbooten. Seit 2016 Sendungsmacher bei Radio Fro.

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Gesendet am Di 29. Jan 2019 / 16 Uhr