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Gesendet am Mi 21. Jun 2023 / 19 Uhr
Mutige Frauen braucht das Land

Natalie Hoffmann: Scheiss dir nix.

Natalie Hoffmann ist in Wien aufgewachsen. Sie hat eine kunterbunte Integrationsklasse besucht, was sie sozial nachhaltig geprägt hat. Obwohl sie die Schule mochte, waren ihr Freizeitaktivitäten immer lieber als gute Noten. Nach der Matura hat sie kurz Uniluft geschnuppert aber rasch festgestellt, dass sie lieber durch Praxiserfahrung lernt. So hat sie sich für eine Lehre […]

Natalie Hoffmann ist in Wien aufgewachsen. Sie hat eine kunterbunte Integrationsklasse besucht, was sie sozial nachhaltig geprägt hat. Obwohl sie die Schule mochte, waren ihr Freizeitaktivitäten immer lieber als gute Noten. Nach der Matura hat sie kurz Uniluft geschnuppert aber rasch festgestellt, dass sie lieber durch Praxiserfahrung lernt. So hat sie sich für eine Lehre im Hotel- und Gastgewerbe entschieden. Sie kann sich gut in die Lage anderer Menschen versetzen, wodurch ihr die Arbeit im Servicebereich leicht fiel. Die direkten Rückmeldungen auf die eigene Leistung beschreibt sie als bereichernd. Sie hatte eigentlich vor, einige Jahre Praxiserfahrung zu sammeln und wollte dann unbedingt ins Ausland, doch zum Ende ihrer Lehrzeit kam dann die „größte Veränderung“ in ihrem Leben: ihre Tochter.

Natalie wurde schwanger, obwohl sie eigentlich keine Kinder wollte. Ihr Partner hat ihr versichert, dass sie das gemeinsam schaffen werden. Das zeigt sich auch heute noch wenn die beiden – mittlerweile getrennt – ein Wechselmodell in der Kindererziehung leben und sich dabei gerne gegenseitig unterstützen. Den beiden war klar, dass sie ihr Kind nicht in Wien großziehen wollten, und so kam es zum Wohnort-Wechsel aufs Land. Eine pragmatische Entscheidung für mehr Lebensqualität zu geringeren Kosten.

Der Anfang war nicht so leicht. Natalie dachte, es wäre einfach beim Babyschwimmen Anschluss zu finden. Doch dort kannten sich bereits alle und wenn nicht einmal die Herkunftsfamilie aus der Region kommt, macht das die Sache nicht einfacher. Sie kam sich manchmal vor wie ein Alien. Einfacher wurde es, als sie beruflich Fuß gefasst hat. Das Leben in Wien und Murau ist nicht miteinander zu vergleichen: „Es ist nicht besser oder schlechter – es ist anders. Man muss die Vorteile kennenlernen.“

Themen wie, dass jeder jeden kennt, mag für junge Erwachsene anstrengend sein. Für sie als Mutter ist es heute ein klarer Vorteil, da sie weiß, wenn ihrem Kind etwas passieren würde, weiß jede/r wo es hingehört. Sie hat in 10 Jahren kein einziges Mal bereut, diesen Schritt aufs Land gegangen zu sein und bezeichnet Murau als traditionsbewusst und offen, wenn auch nicht auf den ersten Blick.

Ihr beruflicher Wiedereinstieg im Gesundheitspark hat ihr damals geholfen Anschluss zu finden. Sie meint, dass sie dort sicherlich ein Drittel der Bezirksbewohner:innen kennengelernt hat, und das von einer ganz privaten Seite. Jeder Mensch, der kam, hatte ein bestimmtes Bedürfnis, berufliche Zuordnungen waren in dieser Situation nicht relevant. Ihr Talent sich in Situationen einfühlen zu können hat ihr wiederum geholfen, mit den Menschen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Heute arbeitet Natalie als Projektleiterin bei der Holzwelt Murau. Den Jobwechsel in diese völlig neue Branche hat sie vollzogen nachdem sie die Ausschreibung gelesen hat und sich dachte „das klingt so, als könnte ich das auch“. Sie betreut alle 14 Gemeinden des Bezirks, nimmt die Menschen an der Hand und begleitet sie durch Veränderungsprozesse indem sie organisiert, koordiniert, Prozesse leitet, das Ziel immer vor Augen hat und dafür sorgt, dass der rote Faden verfolgt wird. Bürger:innen beteiligungsprozesse können eine starke Kraft haben, weil man dadurch eine breite Unterstützung für das gemeinsame Tun gewinnen kann.

Sie selbst holt sich Unterstützung auch bei den Muraurerinnen, einem kürzlich gegründeten Frauennetzwerk. „Wenn ich etwas brauche, frage ich die Gruppe.“ Natalie findet Netzwerke für Frauen wichtig, sie haben für sie mit Solidarität zu tun. Deshalb bringt sie Menschen gerne zusammen und gestaltet dadurch ihr Lebensumfeld aktiv mit.

weiterführende links:

Holzwelt Murau

Die Murauerinnen

Zuletzt geändert am 20.06.23, 09:59 Uhr

Gesendet am Mi 21. Jun 2023 / 19 Uhr

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