Mit Bibern leben
Übersiedlung, "Entnahmen", Kompromisse - welche Lösungen im zwiespältigen Verhältnis zwischen Mensch und Biber nachhaltig sind.
Acht Uhr morgens im Welser Tiergarten. Eine achtköpfige Biber-Familie wird für die Übersiedlung nach Portugal vorbereitet. Die Tierpfleger stehen mit Keschern im Gehege, das durch die Bautätigkeiten der Biber innerhalb weniger Tage überschwemmt war. Transportkisten stehen bereit sowie ein Lieferwagen, der die Tiere in die neue Heimat bringen wird. Der Welser Tiergarten war nur eine vorübergehende Bleibe für die Biber-Familie. Ursprünglich kommen sie aus Hallein. Dort blockierten sie mit ihren Dämmen immer wieder einen Entwässerungsgraben der Tauernautobahn. Jedes Mal, wenn die Dämme entfernt worden waren, bauten die Biber sie wieder auf. Schlussendlich wurden sie zur “Entnahme”, sprich zum Abschuss, freigegeben.
Durch Zufall erfuhr die Biberbeauftragte des Landes Salzburg, Gundi Habenicht, von einem Wiederansiedlungs-Projekt in Portugal. Dort sind die großen Nager ausgestorben, werden nun jedoch benötigt, um in den trockenen Gebieten Wasser-Rückhaltezonen zu bauen. Das rettete der Biber-Familie aus Hallein das Leben. Eine Dauerlösung sei eine Umsiedlung jedoch nicht, betont Gundi Habenicht. Man müsse in Österreich Wege finden, um mit den Bibern umzugehen. Da die intensive Flächennutzung in Österreich im Widerspruch zur Lebensweise der tierischen Baumeister steht, kommt es immer wieder zu Konflikten. Dabei ist die Anwesenheit der Biber ein Erfolgsprojekt des Artenschutzes, sagt Habenicht. Hierzulande galt die Art bereits als ausgestorben. Mittlerweile gehe es ihr wieder gut, auch wenn sie sich noch nicht in allen ursprünglichen Siedlungsgebieten ausgebreitet hat.
Abschüsse seien jedenfalls keine nachhaltige Strategie, sagt Fabian Holzinger. Er ist Musiker und Sound Designer mit Schwerpunkt Field Recording und akustische Ökologie. Gemeinsam mit der Medienkünstlerin Franziska Thurner betreibt er das Beaver Lab. Seit 2020 erforschen sie die Lautäußerungen von Bibern in Linz. Durch die intensive Beschäftigung mit dieser Tierart haben sie sich viel Wissen angeeignet, das sie etwa bei Vorträgen, Workshops und Spaziergängen weitergeben. Über Biber kursieren viele Mythen und Falschinformationen. Wissen ist laut Fabian Holzinger ein Schlüssel für Konfliktprävention. Im Interview spricht er über die Bedeutung des Bibers für die Biodiversität und darüber wie sich Kompromisse zwischen Mensch und Nager finden lassen.
Mehr Informationen zum Beaver Lab unter: beaverlab.at
Weitere Sendungen zum Thema:
Sendungsgestaltung: Marina Wetzlmaier
Biber-Audioaufnahmen: Beaver Lab
Zuletzt geändert am 03.06.25, 18:56 Uhr
Kommentare werden von der Redaktion moderiert. Es kann daher etwas dauern, bis dein Kommentar hier erscheint. Wir behalten uns vor, diskriminierende oder diffamierende Kommentare, sowie solche, die straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, zu entfernen.