Die neue Bahn
bringt nicht unbedingt Gutes:
Die minimalistische Ausstattung neu errichteter/umgebauter Haltestellen bzw. Bahnhöfe ist inzwischen offen sichtlich.
Das zeigt sich auch auf der Pyhrnbahn, wo im eben erst umgebauten Bahnhof Micheldorf Minimalismus par Excellence angesagt ist, die Wartekoje am Bahnsteig ist ähnlich angelegt wie jene in Lasberg-St. Oswald, von Schutz vor Wind und Wetter keine Rede, in Wartberg an der Krems hat man den Warteraum am Bahnsteig wenigstens geschlossen und ohne Luftschlitze, durch die der Wind pfeift, ausgeführt. Ob der noch fertig zu stellende Bahnsteig für die S-Bahn, die künftig öfter in Micheldorf wenden wird, bessere Bedingungen bieten wird, wird sich noch ziegen.
Dass mit dem Abnabeln des alten Bahnhofsgebäudes auch die WC-Anlagen nicht mehr benützbar sind, ist ein weiteres Manko der “Neuen Bahn”, wie sie sich auch in Kremsmünster oder Rohr-Bad Hall zeigt. Und im Bahnhof Kirchdorf ist der Warteraum im Aufnahmsgebäude seit längerer Zeit verschlossen, vermutlich wegen Vandalismus.
Immerhin sind die Bahnsteige in Micheldorf nunmehr barrierefrei ausgeführt, was bei den Inter-Regio-Zügen, die mit niederflurigen Garnituren geführt werden, vor allem ab Fahrplanwechsel Vorteile bringen wird. Die REX werden vermutlich auch ab 14. Dezember zu einem relativ großen Teil mit lokbespannten Wendezügen mit City-Shuttle-Garnituren und hohen Einstiegen geführt.
Auf den “Inneralpinen Strecken” – Wörgl – Schwarzach-St. Veit, Bischofshofen bzw. Linz – Selzthal – St. Michael – Leoben (- Graz) bzw. auf der Südbahnstrecke zwischen Bruck an der Mur und Klagenfurt wird künftig abschnittsweise Fernverkehr mit besseren Regionalzug-Garnituren angeboten, vom Transalpin EC 163/162 abgesehen, den die ÖBB dankenswerter Weise noch als Lok mit Klassen übers Ennstal von und nach Graz führen. Die im Konzept für den inneralpinen Verkehr noch vorgesehenen vier IC-Zugpaare zwischen Linz und Graz werden eingespart.
Vorteil des Interregio-Konzeptes “Pyhrn”: es gibt ab 14. Dezember 8 tägliche Direktverbindungen zwischen Linz und Graz – in beiden Richtungen – die auch Micheldorf, Klaus, Roßleithen, Spital am Pyhrn und Ardning in den Genuss dieser Direktverbindungen bringen werden. Aktuell fahren vier tägliche Zugpaare sowie ein an 6 Tagen verkehrendes Zugpaar zwischen Linz und Graz, zwei Züge halten Richtung Graz auch in Micheldorf, einer dieser Züge hält auch jetzt schon in Klaus, Roßleiten und Spital am Pyhrn.
Künftig wird also zwischen Kirchdorf und Selzthal bei den IR-Zügen ein Regionalverkehr im REX-Takt und mit eben solchen Garnituren angeboten und als Fernverkehr gekennzeichnet. Es mag ja sein, dass der durchschnittliche Abstand zwischen den Halten auf der Gesamtstrecke Linz – Graz dank weitgehend haltloser Fahrt ab Selzthal letztlich doch den ÖBB-Kriterien für Fernverkehr entspricht, unter einer wirklichen Aufwertung der Verbindung zwischen zweit- und drittgrößter österreichischer Stadt stelle ich mir allerdings nicht nur der Garnituren wegen etwas Besseres vor, mit Schnellzügen, die komfortabel sind und nicht “bei jedem Misthaufen” halten, wie es früher so treffend hieß: Linz – Traun(?) – Kirchdorf/Krems – Windischgarsten – Selzthal – Leoben – Graz und das mit einer Reisezeit unter 3 Stunden für die Gesamtstrecke.
Mit böser Zunge könnte man behaupten, dass den ÖBB mit dem IR-Konzept auf den “Inneralpinen Strecken” nun endlich gelungen ist, was sich schon lange abgezeichnet hat und was auch teils durch schon sehr in die Jahre gekommenes Wagenmaterial mit City-Shuttle-Verstärkern manifest wurde: dem gehobenen Fernverkehr den Garaus zu machen, die Strecken zu degradieren und dies auch noch als Erfolg zu verkaufen. Erinnert sei auch daran, dass die ÖBB vor gut 15 Jahren die Direktzüge zwischen Linz und Graz völlig einstellen wollten (dank Zuschüssen des Landes blieb dies aus) und dass auch der Fernverkehr zwischen Salzburg und Graz nur durch Zuschüsse erhalten blieb, obwohl Fernverkehr eigentlich ein eigenwirtschaftlicher Bereich des Angebotes der ÖBB sein sollte. Und das lag in beiden Fällen nicht daran, dass es zuwenig Fahrgastinteresse gegeben hätte, sondern am schlechten Angebot bzw. am Ausbleiben intensiver Bemühungen um Verbesserungen (anders als auf der Westbahnstrecke).
Die bisherigen REX-Züge werden mit einer Taktlücke am Vormittag zwischen Linz und Selzthal und retour verkehren, merkwürdig, dass der bisherige REX um 20.55 zu einem IR – ebenfalls nur bis Selzthal – umgemodelt wird, was im Hinblick auf die Fahrradmitnahme oder Gruppentickets nachteilig ist. Detto der erste REX in der Früh ab Selzthal….
Passable Umsteigeverbindungen in Selzthal – deren gab es von Linz aus immerhin neun – nach und von Graz sind ab 14.12. Geschichte. Die heikle Frühverbindung (Linz ab 4.55, Graz an 8.17 Uhr mit nur 4 Minuten Umsteigen in Selzthal) gibt es dann ebenfalls nicht mehr, wer zu dieser Zeit bereits in Graz sein will, muss über Wien fahren und das bereits mit Abfahrt um 4.32, um mit auch nur 4 Minuten Umsteigezeit in Wien-Meidling um 8.19 in Graz Hbf anzukommen.
Ebenfalls Geschichte sind ab 14.12. Direktverbindungen von Salzburg ins Ennstal, der Fernverkehr nach und von Graz Hbf verkehrt über die Tauern- und Koralmbahn, was der Tauernbahn einen Stundentakt beschert und die Ennstalstrecke zu einer besseren Regionalexpressstrecke degradiert.
Umsteigen in Bischofshofen wird also erforderlich und abgesehen vom täglichen Transalpin bleibt dann nur mehr das Freitag/Sonntagzugpaar D 1114/1115 (Wien Westbf – B’hofen übers Gesäuse) und das wieder eingeführte Freitag/Sonntagzugpaar D 1112/1113 (Wien Westbf – B’hofen über Linz Hbf, auf der Pyhrnbahn mit allen IR-Halten!) als klassisches Fernverkehrsprodukt auf der Ennstalstrecke über.
ek, 16.10.2025
Zuletzt geändert am 16.10.25, 19:23 Uhr