Klimaschutzgesetz Pressekonferenz
Sarah Tiefenbacher (©)
FROzine

Neues Klimaschutzgesetz?

Ein FROzine mit drei Themen: Forderung eines neuen Klimaschutzgesetzes, Ungleichheiten im Gesundheitswesen und die oft einseitige Darstellung von Migrant*innen in den Medien.

Jugendbündnis fordert effektives Klimaschutzgesetz

Der Klimawandel zeigt stetig neue Auswirkungen in Form von Extremwetterereignissen und Umweltkatastrophen. Erst kürzlich sorgte der Hurrikan Melissa in der Karibik für Zerstörung und mindestens 59 Todesfälle. Auch in Österreich machen sich die Folgen bemerkbar. Der österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel gibt an, dass die Durchschnittstemperatur in Österreich seit 1900 um 3,1 Grad gestiegen ist.

Durchgreifende politische Maßnahmen bleiben dennoch aus. Seit vier Jahren fehlt in Österreich ein Klimaschutzgesetz. Deshalb haben sich sieben Kinder- und Jugendorganisationen und die Bundesjugendvertretung zusammengeschlossen. Sie fordern von der Regierung ein starkes und wirksames Klimaschutzgesetz.

Die Organisationen Alpenvereinsjugend, Fridays For Future Austria, Pfadfinder*innen Österreich,  Naturfreundejugend, Jugendbiodiversitätsnetzwerk, Katholische Jugend und Katholische Jungschar schlossen sich mit der Bundesjugendvertretung zusammen, um in einem offenen Brief Forderungen an Klimaschutzminister Mag. Norbert Totschnig und an die Regierung zu stellen.

Am 6. November fand eine Pressekonferenz vor dem Ministerium für Klima- und Umweltschutz in Wien statt. Vertreter*innen der beteiligten Organisationen sprachen von ihren Anliegen und Forderungen.

Im Beitrag zu hören sind:

 

Das Jugendbündnis fordert von der Regierung ein Klimaschutzgesetz, das folgende Eckpfeiler umfassen muss:

  • Klimaneutralität bis 2040 als verbindliches Ziel. Das Erreichen des Ziels soll somit gesetzlich abgesichert sein. Jährliche Zwischenziele sollen zeigen, ob Österreich auf Kurs ist.
  • Klare Ziele in allen Sektoren – also Energie, Verkehr / Mobilität, Gebäude, Landwirtschaft und Industrie. Bei Verfehlungen der Klimaziele soll es Folgen und verpflichtende Maßnahmen zur Nachbesserung geben.
  • ein Klimafahrplan, der jährliche Emissionsbudgets und verbindliche Maßnahmen für alle Sektoren vorgibt. Dieser Fahrplan soll öffentlich zugänglich, überprüfbar und nachvollziehbar sein.
  • Monitoring durch eine von der Regierung unabhängige Stelle, die die Sektoren kontrolliert, Daten veröffentlicht und Empfehlungen ausspricht. Hierzu zählt auch ein explizites Monitoring der Kinderrechte, wodurch die Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche überprüft werden.
  • Rechtsschutzsicherung, also eine rechtliche Sicherheit, um als Zivilgesellschaft wirksam werden zu können, wenn das Klimaschutzgesetz nicht ausreichend schützt oder Ziele verfehlt werden.

Besonders wichtig ist den beteiligten Organisationen auch eine aktive Miteinbeziehung von Kindern und Jugendlichen.

 

Sektionschef Jürgen Schneider war Stellvertretend für Klimaschutzminister Trotschnig bei der Pressekonferenz und Übergabe des offenen Briefs anwesend. Er gibt an, dass bereits ein Klimaschutzgesetz in Arbeit sei und dass man die Perspektiven des Bündnisses gerne aufnehmen wolle.

Lisa Quendler von der Alpenvereinsjugend betont: sie würden so lange weiterfordern, bis es endlich eine Veränderung gibt.

 

Studie zu Ungleichheiten im Gesundheitssystem 

Am Dienstag, dem 4. November, gab es eine Pressekonferenz der Arbeiterkammer Oberösterreich zum Thema „Ungleichheiten im Gesundheitswesen“. Neben Präsident Andreas Stangl war auch der Ökonom Gerald Pruckner anwesend. Gerald Pruckner ist der Leiter der Abteilung für Gesundheitsökonomie an der JKU in Linz, die im Auftrag der Arbeiterkammer eine Studie zu Ungleichheiten im oberösterreichischen Gesundheitssystem gemacht hat. Im Grunde genommen wurden bei der Studie Daten der österreichische Gesundheitskasse mit Datensätzen aus dem österreichischen Sozialversicherungssystem zusammengeführt. Der Fokus, so Pruckner, wäre dabei auf dem Leistungszugang gelegen, sowie der Frage, ob es sozioökonomische und regionale Unterschiede gäbe.

Bei den Gesundheitsausgaben gibt es laut der Studie starke demografische Unterschiede, also Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Im Allgemeinen würden die Ausgaben mit dem Alter steigen. Des Weiteren gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: während Männer höhere Spitalsausgaben hätten, würden Frauen mehr für Medikamente ausgeben. Eine weitere Gruppe die sich abheben würde, so der Ökonom Gerald Pruckner, seien arbeitslose Menschen, die deutlich höhere Gesundheitsausgaben hätten. Durch den nahenden Pensionsantritt der bevölkerungsstarken Baby-Boomer Generation, würden sich die demografischen Zahlen außerdem im Wandel befinden, was eine weitere Herausforderung für das Gesundheitssystem sein würde.

Im Allgemeinen steigen die Gesundheitsausgaben mit dem Einkommen. Höhere Gesundheitsausgaben würden allerdings nicht unbedingt auf einen schlechten Gesundheitszustand hinweisen. Wo die Ausgaben bei Medikamenten allerdings auf einen schlechten Gesundheitszustand rückschließen lassen würden, so Gerald Pruckner, sei im unteren Einkommenssektor. Die unteren Einkommensstufen hätten zusätzlich auch signifikant höhere Sterblichkeitsraten zu verzeichnen.

Auch der Beschäftigtenstatus spiele eine Rolle beim Bedarf an Leistungen und Inanspruchnahme im Gesundheitswesen. Laut der Studie haben Arbeiter*innen höhere Gesundheitsausgaben als Angestellte. Einkommen und Beschäftigtenstatus sind auch relevant, wenn es um Leistungszugang geht. Während es in der Primärversorgung wenige Unterschiede gibt, so sei vor allem der Zugang zu fachärztlichen Leistungen betroffen. Dort wo die Einkommen geringer seien, so Pruckner, würde die Distanz zu Fachärzt*innen, etwa in der Gynäkologie, steigen. Dazu komme, dass auch die Dichte an Allgemeinmediziner*innen, gemessen an der erwerbstätigen Bevölkerung, sinken würde.

Bild von Migrant*innen in Medien

Am Freitag, dem 7. November, hat in Wien ein Event des Muslim Women Network Austria stattgefunden. Einen Abend lang ist darüber diskutiert worden, in welchen Bereichen migrantische Frauen in Österreich diskriminiert werden und welche Strategien es dagegen gibt. In vielen Bereichen wird über Migrant*innen gesprochen, selten würden sie selbst als Expert*innen auftreten. Die Darstellung von Migrant*innen in Medien kann auch oft sehr einseitig und negativ behaftet sein. Die Journalistin Maynat Kurbanova hat in einem Input darüber gesprochen, wie Medien ein oft absichtlich negatives Bild von migrantischen Personen zeichnen würden.

Kurbanova beschreibt eigene Erfahrungen damit, wie ein Medienbericht über das Kreativprojekt Stimm*raum, das mit tschetschenischen Jugendlichen arbeitet, entstehen sollte. Die zuständige Redakteurin hätte nachgefragt, ob es unter den Jugendlichen straffällige oder besonders radikale Personen geben würde. Kurbanova verneinte dies und gab als Antwort, dass das ganz durchschnittliche junge Menschen wären. Schließlich sei kurz vor dem Dreh abgesagt worden, mit der Begründung, dass sich der Sender doch für eine Geschichte entschieden hätte, wo es um straffällige Migrant*innen geht. Kurbanova kritisiert, dass diese negative Berichterstattung so verbreitet sei, weil diese mehr Klicks und Aufrufe für Medien bedeuten würde. Sogar Qualitätsmedien würden sich dieser „boulevardesken“ Methoden bedienen. Positiv hebt sie hervor, dass junge migrantische Menschen sich über digitale Kanäle selbst präsentieren würden und die eigene Stimme nutzen, um ihre Sichtweisen und Lebensrealität zu zeigen.

 

Zuletzt geändert am 12.11.25, 18:15 Uhr

Gesendet am Mi 12. Nov 2025 / 18 Uhr

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