Christoph_May_SchlossPuchberg Christoph May - Detox Masculinity
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Detox Masculinity

Männerforscher Christoph May im Interview über Lösungsansätze für toxische Männlichkeit. | Die Armutskonferenz berichtet über Missstände in der Sozialhilfe.

„Was hat das mit mir zu tun?“ – Christoph May über Macht, Männlichkeit und Feminismus

Am 7. Oktober war Männerforscher Christoph May auf Einladung von StoP-Wels im Bildungshaus Schloss Puchberg zu Gast um über toxische Männlichkeit zu referieren.

Seinen Vortrag beginnt er mit Einblicken in seine eigene Biografie. Er spricht darüber, dass er viele Jahre in „männlichen Monokulturen“ gelebt habe, einen männlichen Freundeskreis hatte, sich in männlich dominierten Szenen bewegte, sowie im Studium vorwiegend über die Geschichte und Literatur von Männern lernte – ohne sich dessen bewusst zu sein. Erst seine jetzige Partnerin, die Schriftstellerin Marie Louise May, führte ihm diese Eintönigkeit vor Augen und brachte ihm feministische Literatur nahe. Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2016 das Institut für Kritische Männerforschung. Die Aufgabe Vorträge, Workshops und Seminare über toxische Männlichkeit, Rollenbilder und kritische Männlichkeit abzuhalten, übernahm Christoph May. Denn er sagt: Es sei nicht die Aufgabe von Frauen und queeren Menschen Männer darüber aufzuklären, wie eine geschlechtergerechte Gesellschaft aussieht. Es sind die Männer selbst, die Machtgefälle aufbrechen müssen:

„Wir sind das Problem, wir müssen die Lösungen liefern“, sagt er.

Im Interview mit Marina Wetzlmaier sprach er darüber, wie diese Lösungen aussehen und wie Verhaltensweisen geändert werden können. Eine Herausforderung bestehe für viele Männer zunächst darin, eigene Privilegien und toxisches Verhalten zu erkennen. Viele würden nicht wissen, wie die Lebensrealitäten von Frauen und queeren Menschen aussehen.

Er betont, dass gerade für junge Menschen Vorbilder wichtig sind. Wie Rollenbilder in Filmen, Serien und Musik dargestellt sind, sei dabei wesentlich. Das Institut hat daher Empfehlungen zusammengestellt für einen diverseren, feministischen Medienkonsum: www.detoxmasculinity.institute/playlists

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Armutskonferenz: Vergessene und verschwiegene Probleme in der Sozialhilfe

Am 10. Oktober 2025, dem internationalen Mental Health Day, lud die Armutskonferenz zu einer Pressekonferenz im Café Landtmann in Wien ein.

Im Fokus stehen Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung, die Sozialhilfe beziehen. Sie haben mit vielen Hürden und Benachteiligungen zu kämpfen, denn obwohl sie etwa 20% der Sozialhilfe-Beziehenden ausmachen, kommen sie in der öffentlichen und politischen Debatte kaum vor.

Laut Armutskonferenz werde Menschen mit Behinderungen und Personen mit psychischen Erkrankungen durch das österreichische Sozialsystem ein selbstbestimmtes Leben verweigert. Soforthilfe funktioniert nicht, Wohnkosten sind nicht tragbar, behördliche Entscheidungsfristen sind zu lange und es wird keine Überbrückungshilfe geboten. Betroffene können gezwungen werden, ihre Eltern auf Unterhalt zu klagen. Erwachsene bleiben so ein Leben lang von ihrer Familie abhängig. Behördliche Kontrollen und verlangte Bescheide und Nachweise setzen Betroffene unter Druck. Es entsteht ein hoher Verwaltungsaufwand, der für viele nicht tragbar ist und die Abhängigkeit von einer Erwachsenenvertretung erhöht.

Pressekonferenz im Café Landtmann in Wien

Neue Landesgesetze drohen, die Situation zu verschlimmern. Bei nicht näher definierten „Pflichtverstößen“ kann es zu Kürzungen oder gar einer Streichung der Sozialhilfe kommen.

Vertretungsvereine, wie VertretungsNetz und Lichterkette, protestieren und verlangen eine Verbesserung der Situation.
Gefordert wird unter anderem:

  • effektive Soforthilfe und Überbrückungshilfen
  • barrierefreie Antragsstellung mit digitalen und analogen Möglichkeiten und Bescheide in einfacher Sprache
  • Verkürzung der Entscheidungsfrist von drei Monaten auf ein Monat
  • Begrenzung der Unterhaltspflicht der Eltern mit dem 25. Lebensjahr des Kindes
  • keine Anrechnung der Familienbeihilfe auf die Sozialhilfeleistung
  • dauerhafte Bescheide

 

Der Erwachsenenschutzverein VertretungsNetz und die Interessensvertretung für Menschen mit psychischer Erkrankung Lichterkette repräsentierte auf der Pressekonferenz die Anliegen der betroffenen Personen.
Zu hören sind:

  • Martin Schenk – Die Armutskonferenz: Sozialexperte & Psychologe
  • Gerlinde Heim – VertretungsNetz: Geschäftsführerin
  • Norbert Krammer – VertretungsNetz: Bereichsleiter Erwachsenenvertretung & Experte für Armutsfragen
  • Brigitte Heller – Lichterkette: Vorsitzende

 

Weitere Informationen zum Thema Sozialhilfe gibt es unter www.armutskonferenz.at.

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Zuletzt geändert am 10.11.25, 09:32 Uhr

Gesendet am Mi 15. Okt 2025 / 18 Uhr

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