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Über die Notwendigkeit von Utopien für Revolutionen

Eine Utopie ist das, was man nicht hat. Es sind diese Fantasien, die man hat, wenn etwas fehlt und die man als fehlendes Element in der Gesellschaft wahrnimmt. Wenn daher eine Utopie kreiert wird, in der jede/r mit Kindererziehung beschäftigt ist – das heißt, in der jede/r die Last des täglichen Lebens teilt, die eine […]

Eine Utopie ist das, was man nicht hat. Es sind diese Fantasien, die man hat, wenn etwas fehlt und die man als fehlendes Element in der Gesellschaft wahrnimmt. Wenn daher eine Utopie kreiert wird, in der jede/r mit Kindererziehung beschäftigt ist – das heißt, in der jede/r die Last des täglichen Lebens teilt, die eine notwendige aber auch eine in der Gesellschaft am wenigsten wahrgenommene Arbeit darstellt – so weiß man, dass diese Utopie wahrscheinlich von jemandem geschaffen wurde, der/die in einer Gesellschaft lebt, in der Frauen alleine mit ihren Kindern in ihren kleinen Häusern oder Wohnungen eingepfercht sind und langsam verrückt werden, während sie spüren, dass die ganze Last auf ihnen ruht. Was immer sie machen, es ist falsch. Was immer sie machen, in fünfzehn Jahren wird ihnen irgendein Kanzler sagen, dass es ihre Schuld ist.

In allen Utopien, die von Frauen geschaffen wurden, existiert ein Zusammenleben in größeren verwandtschaftsbasierten Gruppen, in dem Frauen mit Einsamkeit und dem Mangel an Gemeinschaft, an Kommunikation und an Gemeinsamkeit fertig werden, den so viele erfahren (Marge Piercy). Die Utopie verspricht nicht einfach eine Existenz ohne Ungleichheit und Ausbeutung, sondern schlägt vor, sich eine Harmonisierung verschiedener gesellschaftlicher, als auch der Natur nicht entgegengesetzter Verhältnisse vorzustellen.

Welche Utopien braucht es um gesamtgesellschaftliche Veränderungen anzustoßen?

Evelyn Bernadette Mayr (Essayistin, Lyrikerin und Professorin) und Olga Shparaga (Philosophin und Autorin) haben über die Notwendigkeit von Utopien für Revolutionen gesprochen.

Evelyn Bernadette Mayr ist Essayistin, Lyrikerin und Professorin, sie hat Hispanistik und Germanistik studiert und ihr Schwerpunkt lag auf genderspezifischen Themen. Sie wurde mehrmals ausgezeichnet und erhielt für ihre Forschungsarbeit “Frauenrevolution in Nicaragua” im Form einer Interviewreise durch das Land ein Stipendium für Literatur und Menschenrechte.
Wandel unter weiblichen Werten

Olga Shparaga ist Philosophin aus Belarus und lebt seit 2020 in politischem Exil. Sie ist Mitglied im Koordinationsrat der belarussischen Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja. Sie war Teil der Proteste gegen das Regime und beobachtete die Vorgänge aus queer-feministischer Perspektive. Über diese Zeit hat sie das im Suhrkamp Verlag erschienene Buch “Die Revolution hat ein weibliches Gesicht. Der Fall Belarus” geschrieben.

Zuletzt geändert am 28.02.24, 20:56 Uhr

Verfasst von Daniela Schopf

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