Der Paketzusteller
Richard Schuberth im Studiogespräch
Trotz ihres Talents konnte Gerhild Pfister nicht verhindern, als Künstlerin von Jüngeren verdrängt zu werden. So begann sie ihren Wirkungsbereich zunehmend ins Internet zu verlegen. Statt die Aufmerksamkeit von Galerien und Förderstellen zu erregen ging es nun darum, auf Facebook Friends zu sammeln. Das erreicht man nicht mit freundlicher Zuwendung sondern durch trickreich geführte Wortgefechte und gepfefferte Scharmützel, durch Intrigen, Zuckerbrot und Peitsche. Mit Empathie lässt sich kaum Aufmerksamkeit lukrieren, denn die Netten straft der Algoritmus. So reift Gerhild zur ebenso wortgewaltigen wie rücksichtslosen Domina der Echokammer einer ansehnlichen Bubble. Für ihr materielles Auskommen sorgt das Erbe ihres Vaters. Drogen, die sie im Internet bestellt und sich per Paketdienst zustellen lässt, halten sie bei Kampflaune und leidlich stabil. Das könnte noch lange so weitergehen, wäre da nicht eine Diagnose: Krebs im Endstadium.
Aus diesem Plot ließe sich allerlei Garn spinnen. Richard Schuberth lässt in seinem neuen Roman Screwball Comedy auf klassische Tragödie stoßen und keltert daraus ein satirisches Zeitbild, das gleichmaßen Herz und Hirn trifft. In einem scheint er seiner Hauptfigur zu gleichen: er weiß, wo’s wehtut und zielt mit bösem Witz exakt dorthin.
Website Richard Schuberth
Website Drava Der Paketzusteller
Zuletzt geändert am 04.10.25, 13:45 Uhr