FINANZIERUNGSMODELLE IM MEDIENBEREICH

Kultur- und Medienproduktion, aber auch Verwertung geschieht gemeinhin durch Mischwirtschaft oder Mischfinanzierung. Dazu gehört Bierverkauf also Konsumumsätze, Sponsoring durch Marken (Mode, Konsumgüter, Attention) und Eintrittsgelder. Der Handel mit Lizenzen und Rechten (Verlagsrechte ...) entwickelt sich gerade.

Das Angebot an institutionellen Förderungen (EU, Kommunen, Kulturgelder, Stiftungen) scheint immer schwieriger nutzbar. Das ist auch eine der Kernfunktionen zeitgenössischer Kultur: eingebettet zu sein in die gesellschaftlichen Zusammenhänge. Klubs werden Labels werden Sender, betreiben Mehrfachverwertung von Inhalten, nutzen ihre Qualitätskompetenz und persönliche Kontakte zu Künstlern und aktiven Machern. Der Aufbau eines Markencharakters, die Erweiterung des Marktes ('Globalisierungsdebatte'), das Wissen über die Produktionszusammenhänge und der Zwang sich im Verdrängungswettbewerb am Standort durchzusetzen sowie die Möglichkeiten der Technik, die Erfahrung Anderer in der Frühphase des 'neuen Marktes', das Existieren unabhängiger und organisierter Vermittler im Markt und die Professionalisierung der Teams führt zu einem schnell verändertem Wettbewerb.

Die Marketinginnovatoren liebäugeln in einer Phase des 'big bangs' der new economy mit neuen Sponsoringformen und 'Bellow the line Aktivitäten'. Der Wandel der Eyeball Economy (siehe auch Parasite Economy), der Imagetransfermöglichkeiten, der Berechnungsgrundlagen (wie TKP, Visits, total listening hours), der Zielgruppensegmentierung (Clustering minorities), der Immersive Environments (Eventmarketing), des Product Placements (subliminal marketing), des Mikromarketing (Guerilla, Viral), des Datamining (Cookies, Spyware, Datacrunching) führt zu surrealen Taktiken und Strategien.

Neue Kooperationsmodelle (Hardware oder Netzwerkanbieter mit Content), Allianzen (StreamingMedia, European Streaming), Monopole und Kartelle, indizieren, dass sich die Marktlobbies gerade komplett neu organisieren. Die Eintrittsbarrieren werden langsam wieder sehr hoch - selbst in der Nische.

Die krampfhafte Suche nach dem dauerhaften Businessmodell ist eingebaut in einen komplexen Marktkampf aus neuen Features, Formaten, Plattformen, Vermittlern und alten Strukturen, die wirklichen Wandel über ihre Organisationen und Marktmacht verhindern.

Userdriven Content und Marketing (tell-a-friend, submit), Subscription, Abonnement, Huckepack Software, Userdaten, Micropayment, Tracker sind einige der aktuellen buzzwords. Die Definition von P2P (Peer2Peer, Private, Public,Portal?) sowie der Status der aktuellsten Plattformen (Hotline, Audiogalaxy, Gnutella, usw.) deuten an, dass hier möglicherweise die Zukunft liegt: Tauschwirtschaft (Potlatch, Cooking Pot), Genossenschaften, Clubs, Intranets, exklusive 'Reveiving Locations', geschlossene Benutzergruppen (AOL, T-Online), Circles, BBS Systeme und ihre Admins zanken sich mit den großen Medienkonzernen im Markt. Die Hersteller von Content (Musik, Film, Text, Bild) und Information suchen nach ihren zukünftigen Partnern. One-on-One Marketing und Channels of every kind sind nur eins der Ergebnisse der Megatrends vom 'Konsumenten zum Produzenten', ProSumenten, jeder wird Sender. Privacy ist jetzt, dass vielleicht heißeste Eisen.

Die Finanzierungssysteme des 'Venture Capitals' und ihre Kapitalströme sowie die Währungsumstellungen der Zukunft gilt es weiter zu verfolgen.

Das "Haus des Lehrers", das Codelab und auch das Bootlab in Berlin entwickeln und erforschen auf allen Ebenen neue Entwicklungen auf technischer, sozialer, wirtschaftlicher und medialer Ebene. In Zeiten der urbanen Konversion und einem allgemeinen Strukturwandel sind solche Medienkulturinkubatoren der Melting Pot an denen neue Ideen generiert werden können. Powered by OMA oder ob es anderes zu sagen: grassroot activism gepaart mit Unternehmertum auf einem hohen Selbstausbeutungs- und Improvisationswillen.

The winner is: Franchising - technisch-wirtschaftliche Vertriebsmodelle, die sich schnell schützen (?) und übertragen lassen - vielleicht....

Mike Riemel