Liebe FreundInnen vom „Verein für politische Grundlagenforschung“!

von Oliver Jagosch /// Publikumsbeschimpfung
Wie geht es euch eigentlich mit eurer Grundlagenforschung? Ist sicher viel Arbeit, so eine Grundlagenforscherei. Und billig ist sie ja auch nicht gerade! Aber Geld habt ihr ja. Immerhin lässt das Land Oberösterreich jedes Jahr fette Kohle rüberwachsen. 532.000 Euro waren es 2010, 2011 immerhin noch 468.000 Euro. Das ist doch schön, wenn man bedenkt, dass es in den Jahren davor nur etwas mehr als die Hälfte war (2009: 275.000, 2008: 271.000, 2007: 270.000, 2006: 310.000 – das macht in 6 Jahren 2.126.000 gute alte Europäer; in Worten: zwei Millionen einhundertsechsundzwanzigtausend).

Ja – Grundlagenforschung, das ist schon eine Aufgabe. Vor allem weiß man da nie recht, ob und was dabei rauskommt. Aber es stellt sich dann doch auch eine Frage – um ein mittlerweile viel zitiertes Sprichwort zum wiederholten Male auszugraben: „Wos woa eia Leistung?“ Diese Nachfrage sollte aufgrund der Zuwendungen aus meinem und dem Brieftascherl der anderen OberösterreicherInnen in Form von Steuergeld gestattet sein.
Ihr erforscht also schon seit 21. Mai 2001 (Datum eurer Vereinsgründung), also seit mehr als 11 Jahren, die Grundlagen der (oberösterreichischen) Politik. Und herausgekommen sind dann vor etwa einem Jahr zwei sehr dünne Umfrageergebnisse. Eine darüber, ob sich die OberösterreicherInnen mehr Spitäler wünschen (719 Befragte) und eine zum Spar- und Reformwillen der OberösterreicherInnen (970 Befragte). Sonst ist da nix. Zumindest nicht auf eurer Website (www.vpgf.at). Aber immerhin, als ihr diese Umfrageergebnisse letztes Jahr ins Netz gestellt habt, war das das erste Update eurer Seite seit 2004! Böse Gutmenschen (darunter auch der Verfasser) vermuten, dass die Veröffentlichung dieser Umfrageergebnisse auf eurer Homepage nur damit zusammenhängt, dass im Mai letzten Jahres mal eine Anfrage der FROzine-Redaktion von Radio FRO an euch gegangen ist, was ihr denn so macht. Und schwuppdiwupp fand man auf einmal diese zwei OGM- Umfragen (Meinungsforschungsinstitut, Anm. d. Red.).

Seither ist es leider der einzige Inhalt geblieben. Was sagt eigentlich der Domain-Inhaber Hubert Schreiner dazu, dass er euch seine Domain zur Verfügung stellt und ihr nur alle heiligen Zeiten da was draufstellt? Schimpft der nicht? Ja und nicht nur das! Der gute Hubert Schreiner macht euch auch noch Platz in seinem Büro in der Blütenstraße 21/1 (4040 Linz). Immerhin ist das die Landesgeschäftsstelle der FPÖ Oberösterreich. Die haben da wohl auch nicht Platz ohne Ende – wo doch jetzt bald wieder Wahlen kommen! Der Hubert bemüht sich so und ihr liegt immer nur auf der faulen Haut rum? Gehört sich das? Dabei habt ihr euch doch so einen interessanten Auftrag gegeben.

 In euren Vereinsstatuten (§2) heißt es: „Der Verein bezweckt, solche Einzelpersonen oder Organisationen, deren Wirken auf die Gestaltung des politischen Willens im Staate gerichtet ist, hierin (…) zu unterstützen, und zwar im Interesse der von ihnen repräsentierten Gruppen im Besonderen und der Gesellschaft im Allgemeinen.“ Mal abgesehen davon, dass ihr da aufpassen müsst, nicht gegen den „Mafia-Paragraphen“ (278 StGB) zu verstoßen (da sitzt man plötzlich mit militanten und terroristischen TierschützerInnen in einer Zelle), ist das ja ein spannendes Vorhaben. Weiter heißt es dann: „In der Auswahl der von seinen Tätigkeiten Begünstigten ist er (Anm.: der Verein für politische Grundlagenforschung, VPGF) frei. Dasselbe gilt auch für die Festlegung der Nähe zu einer politischen Gesinnungsgemeinschaft.“ Auf Normaldeutsch heißt das dann also: „Gebt uns das Geld und wir machen damit, was wir wollen.“ Nur machen müsstet ihr eben auch einmal was. Zumindest alibimäßig sollte doch hin und wieder mal ein Ergebnis eurer Arbeit nach außen dringen! Wo ihr doch auf eurer Website den Grundsatz vertretet: „Klare Gedanken – klare Sprache“. Muss ich eure fehlende Außenkommunikation dann etwa so interpretieren: „Keine Gedanken – keine Sprache“?

Man kann doch nicht so hohe Erwartungen schüren und Wissbegierige wie mich dann intellektuell verhungern lassen. Oder tue ich euch am Ende gar Unrecht? Vielleicht arbeitet ihr ja ohnehin wie die Pferde, produziert aber Geheimwissen. Möglicherweise hat deshalb euer Präsident, der brave Dr. Helmut Grünling, eine Interviewanfrage von Radio FRO fast nicht einmal ignoriert. Aber wenn ihr Geheimwissen produziert, weshalb unterstützt Landesrätin Mag.a. Doris Hummer eure Tätigkeit mit derart hohen Finanzmitteln aus dem Bildungsbudget des Landes, und zwar aus dem Topf für Erwachsenenbildung? Und ihr befindet euch in diesem Fördertopf ja auch in illustrer Gesellschaft, zum Beispiel mit dem Katholischen Bildungswerk, der Grünen Bildungswerkstatt, dem Erwachsenenbildungsforum OÖ und dem OÖ Volksbildungswerk. Nur, dass bei denen öffentlich und nachvollziehbar ein Output ersichtlich ist, und bei euch eben nicht.

Wenn da öffentliche Gelder verwendet werden, dann hat die Öffentlichkeit auch ein Recht auf die Ergebnisse. Da ist nix mit Geheimhaltung oder Mauscheln. Im Normalfall fordert die in euren Statuten wohl gemeinte Gesinnungsgemeinschaft ja auch Transparenz und so.
Nehmt euch mal ein Beispiel an Radio FRO 105.0! Radio FRO macht mit einem Bruchteil des Geldes, das euch zur Verfügung steht, 24 Stunden Radioprogramm, an 365 Tagen im Jahr, Sommer wie Winter. Da fließt wirklich etwas zurück in die Gesellschaft. Wenn ihr also nicht – wie böse Zungen behaupten – eine reine Geldbeschaffungsmaßnahme für die Freiheitlichen Oberösterreich seid, dann solltet ihr schleunigst mal etwas auf den Tisch legen, woraus die Gesellschaft auch Nutzen ziehen kann.

Oder, um dazu ein Zitat von eurer Homepage (ich glaube, das heißt in euren Kreisen ja eher Heimseite – Verzeihung, aber das konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen) zu verwenden: „Erst in Kenntnis der Tatsachen kann man eine fundierte Meinung in eine Diskussion einbringen.“ Deshalb bitte ich mal recht gnädig um Erläuterung der Tatsachen, damit aus der unfundierten Meinung des Verfassers eine fundierte werden kann.

Zuletzt geändert am 22.10.12, 00:00 Uhr

Verfasst von Silke Müller

Ein Duett aus Radiofeature-Produktion und Illustrationsausstellung hat mein Kommunikationsdesign und Medienstudium abgeschlossen. Seit dem beschäftige ich mich mit der großen, künstlerischen Radioform "Feature", mit Reportagen und Interviews mit KünstlerInnen und Kulturschaffenden.

Ich bin freischaftende Illustratorin für Plakate - zum Beispiel für Radio FRO - Zeitungen, Magazine, Bücher und Ausstellungen. Radiohören geht beim Zeichnen wunderbar.

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