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FROmat: Je härter der Übergang

…desto besser! Der FROmat, das ist die Musik der Radio FRO Musikredaktion. Und das ist ein one-woman-job, nämlich der von Musikredakteurin Petra Moser. Sie spielt die Musik auf Radio FRO 105.0, dort wo keine Sendung on air ist. Wie sie das macht und sie den "FRO Sound" klingen läßt, hat Udo Danielcyk in einem Gespräch im winzigen musicoffice erforscht.

FROmat ist täglich on air. Frühmorgens, vor- und nachmittags und auch nach Mitternacht. Seit über 10 Jahren. FROmat ist somit eine der hartnäckigsten Sendungen auf Radio FRO. Im Programmschemazeigt sich der FROmat meistens in unscheinbarem Hellblau, versteckt sich aber listigerweise auch unter anderen Farben im Programmschema. Unscheinbares Hellblau steht für „ausgewählte Musik“.
FROmat ist Musik pur. Das sind Dutzende verschiedene Playlists, die die sendungsfreien Flächen auf Radio FRO bespielen. FROmat macht weiter, wenn alle anderen Sendungsmachenden aufgeben und bespielt somit über 40% der gesamten Sendezeit. FROmat klingt nach Maschine, Automat. Hinter dem steht aber kein Zufallsgenerator sondern FRO-Urgestein und Musikredakteurin Petra Moser, die – mit kurzen Unterbrechungen – seit über zehn Jahren für den FROmat verantwortlich ist.

Entstanden ist der FROmat Ende der 1990iger Jahre als Nachfolge des legendären Wexlers, ein simpler CD-Wechsler mit Zufallsgenerator. Diese Musikprogrammierung wurde mit dem Umstieg auf ein computer-basiertes Musikarchiv verfeinert, der Zufall wurde durch Kriterien wie Uhrzeit, Sendungsumfeld und natürlich auch die persönlichen Vorlieben von Petra ersetzt. Playlists gibt es für alle Gelegenheiten. Das reicht von der halbstündigen Morgenplaylist über Neuheitenplaylists (von 30 Minuten bis zu 2 Stunden), über die Nachtplaylists mit einer Dauer von 4 Stunden bis hin zu Extraplaylists,die u.a. mit kompletten DJ-Sets urlaubsbedingte Sommerlöcher füllen. Jede einzelne Playlist ist händisch durchprogrammiert. Besonders die Übergänge werden akribisch genau kontrolliert. Wobei je nach Sendezeit der Playlist und nach Petras „Tagesverfassung“ die Übergänge weicher oder auch mal härter sein können. „Je härter der Übergang, desto besser!“, so wird das im FRO-Programmbericht charakterisiert. Die Morgenplaylists legt Petra jedoch „ruhiger und durchhörbarer“ an.
Stilmäßig orientieren sich die Nachtplaylists am Abendprogramm von Radio FRO. So haben sich für die unterschiedlichen Wochentage musikalischen Schwerpunkte herauskristallisiert: der Montag gibt sich traditionell ruppig-laut mit Gitarren und Punkrock bei entsprechend härteren Übergängen. Der Dienstag wartet mit Hiphop und Reggae auf, während donnerstags und freitags die Elektro-Fraktion auf ihre Kosten kommt. Inhaltlich setzt Petra vor allem zwei Schwerpunkte in allen Playlists: Musik von Frauen und österreichische Produktionen, mit einem Fokus auf Linz und Oberösterreich.

Eine Herausforderung sind die Neuheiten-Playlists, in denen tagsüber die Neuzugänge im Musikarchiv präsentiert werden. Siesind genre-mäßig durchgemischt, müssen aber in sich stimmig sein. Die aktuellsten Titel werden durchaus öfter programmiert (ohne von verpönter heavy rotation zu reden). Überschneidungen mit anderen Sendern werden bewusst vermieden, also eher seltener im Mainstream gespielte Nummern ausgewählt.

Thema Musikarchiv:
Details wie Anzahl an Alben/Titel, Musikdauer in Stunden bzw. Terabyte an Daten sind für Petra nicht relevant. Die Bemusterung durch die Labels erfolgt immer öfter online, was das CD-Regal der Musikredaktion entlastet. Aber auch das Fach mit dem Cover-Contest, mit den schönsten Covers, verwaisen lässt. Im Schnitt hört sich Petra 20 bis 30 Alben pro Woche an, um die Playlists zu aktualisieren.

Schnitt. Stopp. Rewind. Die Playlists werden nicht aktualisiert, sondern regelmäßig komplett neu programmiert. Die Morgen- und die Neuheitenplaylists werden öfter erneuert, in etwa alle ein bis drei Monate. Die Nachtplaylists bleiben drei bis fünf Monate im Programm. Dass HörerInnen die Playlists dann schon auswendig kennen oder satt haben könnten, glaubt Petra nicht. „Nachtplaylists werden alle zwei Wochen gespielt. Dass HörerInnen die selbe Playlist öfter hören, ist also eher unwahrscheinlich.“ relativiert sie den Wiederholungseffekt.
Grobe Änderungen am FROmat sind nicht geplant. Experimente in Richtung Tagging der Musikstücke und danach gesteuerter Auswahl hat es gegeben, aber das gehe zu sehr in Richtung Kommerz-Funk mit seinen starren, an Zielgruppen orientierten Musikstilen. Da bleibt Petra lieber bei der eigenhändigen Programmierung: „Das ist wie früher das Aufnehmen von tape-compilations, das ist eine sehr lustvolle Angelegenheit.“

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Rudolf Danielczyk, ehemaliger Radiopirat und Photograph, lebt und arbeitet als Kulturarbeiter in Linz. Seit Juni 2010 kümmert er sich um geordnete Finanzen bei Radio FRO 105.0

Zuletzt geändert am 25.01.12, 00:00 Uhr

Verfasst von Silke Müller

Ein Duett aus Radiofeature-Produktion und Illustrationsausstellung hat mein Kommunikationsdesign und Medienstudium abgeschlossen. Seit dem beschäftige ich mich mit der großen, künstlerischen Radioform "Feature", mit Reportagen und Interviews mit KünstlerInnen und Kulturschaffenden.

Ich bin freischaftende Illustratorin für Plakate - zum Beispiel für Radio FRO - Zeitungen, Magazine, Bücher und Ausstellungen. Radiohören geht beim Zeichnen wunderbar.

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